Zürich/Überlingen – Nach der Flugzeugkatastrophe über dem Bodensee verdichten sich Hinweise auf Fehler bei der Schweizer Flugsicherung Skyguide. Einer der beiden zuständigen Lotsen machte in der Nacht eine Pause und verstieß damit gegen interne Dienstvorschriften.
Flugsicherung gibt Fehler zu
Zürich/Überlingen – Nach der Flugzeugkatastrophe über dem Bodensee verdichten sich Hinweise auf Fehler bei der Schweizer Flugsicherung Skyguide. Einer der beiden zuständigen Lotsen machte in der Nacht eine Pause und verstieß damit gegen interne Dienstvorschriften. Zudem war zum Zeitpunkt der Katastrophe das Kollisionswarnsystem im Tower des Züricher Flughafens zwecks Wartungsarbeiten abgestellt, wie Skyguide gestern erklärte. Der Verantwortliche der Flugsicherung, Anton Maag, sagte in einem Radiointerview, es gebe eine interne Weisung, dass bei Wartungsarbeiten an dem Bodenalarmsystem stets zwei Fluglotsen am Arbeitsplatz sein müssten. Die Verletzung dieser Weisung habe für den ganzen Betrieb interne Konsequenzen, sagte Maag. Ob das System, das bei gefährlichen Annäherungen von Flugzeugen Alarm auslöst, den Unfall hätte verhindern können, sei eine hypothetische Frage. Der Fluglotse war in die Kritik geraten, weil er die Besatzung des russischen Passagierflugzeugs erst 50 Sekunden vor der Kollision zu einem Ausweichmanöver aufgefordert hatte. Die deutsche Pilotenvereinigung Cockpit sieht schwere Versäumnisse bei der zuständigen Flugsicherung im schweizerischen Zürich. Zwei Flugzeuge, die sich auf Kollisionskurs befinden, müssten „fünf bis zehn Minuten vor dem Kreuzungspunkt voneinander getrennt werden“, betonte Cockpit-Sprecher Georg Fongern. Die Bodenkontrolle in Zürich hätte in diesem Fall sehr viel früher die Initiative ergreifen müssen. Dennoch warnte Fongern vor einer „voreiligen Verurteilung“ des zuständigen Fluglotsen. Beim Zusammenstoß der Tupolew mit einer Boeing-Transportmaschine waren 71 Menschen ums Leben gekommen. In Russland bereiteten sich die Eltern der getöteten Schulkinder auf ihre Reise nach Deutschland vor. Sie dürften ohne Visum einreisen, wie die Behörden der Republik Baschkortostan erklärten. Unterdessen machte der Reiseveranstalter Kreks neue Angaben zur Passagierliste: Nicht 52, sondern 45 Kinder und Jugendliche hätten sich an Bord befunden. Fünf Erwachsene waren als Begleiter auf dem Weg an die spanische Küste dabei; außerdem hätten sieben weitere Personen in letzter Minute Tickets gekauft. Zusätzlich waren zwölf Besatzungsmitglieder an Bord. Am Nordufer des Bodensees setzten Rettungskräfte und Ermittler die Bergung von Leichen und Wrackteilen fort. Die Wrackteile beider Maschinen sollen im Laufe der Woche in einem Flugzeughangar in Friedrichshafen wieder zusammengesetzt werden. An den Ermittlungen sind mehr als 40 deutsche Flugzeugexperten und russische Beobachter beteiligt. (AP, ddp)
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